Leidenschaft Meerforelle – Angeln auf Meerforelle mit Guido Hill

Leidenschaft Meerforelle – Angeln auf Meerforelle

Von außen betrachtet würde ich auch sagen, dass man beim Angeln auf Meerforelle irre sein muss. Ich meine, wer steht schon freiwillig bei einer Eiseskälte und kaltem Wasser den ganzen Tag bis zum Bauchnabel im Wasser, guckt ins Nichts und wartet stundenlang auf den Biss? – Ich! Und ein ganzer Haufen anderer Irrer, die der Leidenschaft Meerforelle erlegen sind. Also irgendwas muss ja dran sein – am Meerforellenangeln. Für mich sind die Punkte, die mich als „irre“ darstellen, genau diejenigen, welche diese Angelei ausmachen. Man steht da irgendwo im Nirgendwo an der Küste, sieht mit Glück in der Ferne mal ein Schiff vorbeifahren und wirft die Meerforellenköder immer und immer wieder ins Blaue. Oftmals gibt es keinen klar erkennbaren Hotspot – jedenfalls sieht man z.B. keinen überhängenden Baum am Gewässerrand. Aber unter Wasser sieht das Ganze schon wieder anders aus. Lässt man sich auf das Meerforellenangeln ein, so merkt man schnell: Verdammt – hier ist ja richtig Leben in der Bude! Aber erstmal ganz von Anfang an – damit Ihr genauso süchtig werdet wie ich!

Jahreszeiten & Hot Spots

Also die beste Stelle zum Meerforellenangeln, die ich kenne, und wo man immer eine Dicke fängt, ist…Nicht zu Hause! Nein, Spaß bei Seite. Ich werde hier keine GPS-Koordinaten nennen und den Unmut meiner Mitangler auf mich ziehen. Dennoch werde ich euch von meinen Erfahrungen bezüglich der besten Jahreszeiten, Temperaturen, Windverhältnisse und die Spotsuche erzählen, damit ihr selbst zum Fisch findet.

Frühjahr

Klassischerweise wird gesagt, dass das Frühjahr die Zeit der Meerforellenangler ist. Ja, das stimmt auch. Nur bleiben da noch drei weitere Jahreszeiten, die man nicht vernachlässigen sollte. Der Reihenfolge nach fangen wir aber im Frühjahr an. Das Frühjahr ist schon eine sehr gute Zeit zum Meerforellenangeln. Das Wasser erwärmt sich und nach langer Zeit beginnt die Uferzone wieder zu leben. Blasentang und Seegraswiesen wachsen schnell und bieten der Beute der Meerforellen Schutz und Nahrung. Besonders die ersten richtig warmen Tage gelten als besonders fängig unter den Meerforellenanglern. Vorrangig wird in flachen Bereichen, am besten noch leicht windstill und mit dunklem Boden gefischt. Warum? Weil sich das Wasser in diesen Bereichen besonders schnell erwärmt und somit ein Magnet für Kleingetier und deren Räuber ist. Je fortgeschrittener die wärmere Jahreszeit ist, desto schwerer wird auch wieder der Fang unseres Silbers.

Sommer

Im Sommer ist es allerdings immer noch möglich. Tagsüber muss man sich durch Hornhechte angeln, um Meerforellen zu finden. Aber ob das wirklich ein „Durchangeln“ ist, muss jeder selbst wissen. Mir bringt auch diese Angelei sehr viel Spaß und Hornhechte sind keine schlechten Gegner. Wer den „Alulatten“ aus dem Weg gehen möchte, der verlagert seine Angelei in die Abendstunden, die Nacht oder in die frühen Morgenstunden. Vielen Meerforellen ist die Uferregion dann zu warm und sie stehen weiter draußen auf der Ostsee oder in tieferem Wasser. Daher ist es ratsam, tiefere Gebiete aufzusuchen. Denn dort kommen immer wieder Forellen „unter Land“.

Herbst

Ist der Sommer in seinen letzten Zügen und der Herbst steht vor der Tür, so verschwinden langsam die Hornhechte und mehr und mehr Forellen kommen wieder in die Bereiche der Spinnangler. Bei Wassertemperaturen unterhalb von 8 Grad kann man schon wieder richtig gute Stunden am Wasser erleben. Die Forellen sind bei Temperaturen bis 5 Grad richtig auf Hochtouren und da dies nicht nur im Frühjahr, sondern auch im Herbst der Fall ist, eignet sich diese Zeit hervorragend zum Angeln auf Meerforellen.

Wassertemperatur & Wind

Doch sinkt die Wassertemperatur unter 4 Grad, so wird es spürbar schwerer, das Objekt der Begierde ans Band zu bekommen. Die Forellen suchen wieder tieferes Wasser auf und folgen hierbei ihrem Futter. Auch hier gilt wieder: Tieferes Wasser suchen, da dort die Forellen dichter unter Land kommen. Ob im Winter nun ablandiger oder auflandiger Wind besser ist, darüber streiten sich die Geister. Ich selbst bin mir da auch noch unschlüssig. Für mich ist es wichtig, dass Bewegung im Wasser ist, daher ziehe ich auch im Winter eine leichte Welle dem Ententeich vor. Aber wichtiger ist es, dass Stellen gefunden werden, die wärmer sind als andere!

Süßwassereinläufe sind auch immer gut, nur achtet hier auf Schongebiete und seid euch bewusst, dass dort Aufsteiger und Absteiger ihr Unwesen treiben können, welche sehr schonend behandelt und natürlich zurückgesetzt werden sollen! Oft sind auch weiter draußen liegende Krautbänke der Schlüssel zum Erfolg. Ähnlich wie bei den Räubern im Süßwasser, wo es heißt: “Im Winter alles eine Etage tiefer!”, gilt hier: Alles weiter draußen. Und in keiner Jahreszeit heißt es wohl so viel Durchhaltevermögen zu beweisen, wie im Winter. Doch uns alle spornt im Winter eins an – die Chance auf einen großen Überspringer.

Meerforellenangeln an der Ostseeküste

Schonzeiten

Vorab sei gesagt: Die Meerforellenbestände an der Ostseeküste sind momentan wohl sehr gut. Dies haben wir zum großen Teil unseren dänischen Gleichgesinnten zu verdanken, da diese seit Jahren umfangreiche Besatzmaßnahmen durchführen. Erfreulich ist, dass sich dahingehend auch in Deutschland etwas bewegt hat. Damit dies so bleibt, beachtet bitte Schonzeiten, Schonbezirke, Mindestmaße und das allgemeine Handling!

Zu den Schonzeiten sei gesagt, dass es in Schleswig-Holstein keine richtige Schonzeit gibt. Der Fisch darf das ganze Jahr über beangelt werden, aber trotzdem darf nicht jeder maßige Fisch auch mitgenommen werden. Braune Fische müssen zurückgesetzt werden. Doch wann ist ein Fisch überhaupt braun? Manchmal ist der Fall ganz klar und man hält einen richtig braunen Fisch in der Hand. Zurück ins Wasser damit! Teilweise sind Fische aber auch nur leicht angebräunt und man weiß nicht wirklich, ob man den Fisch mitnehmen darf oder eben nicht. Ein unterstützendes Indiz dafür, dass der Fisch wirklich blank ist, sind die leicht abfallenden Schuppen. Fallen diese nicht leicht ab, so lasst den Fisch bitte umgehend frei – er wird es euch danken und das Gefühl ist immer wieder schön, einen Fisch in sein Element abtauchen zu sehen. Das Schonmaß liegt bei 40 cm. Aber auch hier bitte ich euch: An einer 40 cm-Forelle ist nicht wirklich viel dran, sie konnte wahrscheinlich noch nicht einmal ablaichen. Also setzt euer persönliches Schonmaß, je nach Kondition des Fisches, auf wenigstens 45-50 cm.

In Mecklenburg-Vorpommern wird der strittigen Frage, ob ein Fisch braun ist oder nicht, mit Schonzeiten entgegen gewirkt. Diese gilt aktuell vom 15.09. bis zum 14.12. In dieser Zeit darf gar nicht auf Meerforellen gefischt werden. Doch auch hier bitte ich euch, wenn noch nach der Schonzeit braune oder strittige Fische gefangen werden, diese zurück zu setzen. Das Schonmaß in Meck-Pom liegt bei 45 cm und darf persönlich auch gerne höher angesetzt werden.

Handling

Zum Handling der Fische lässt sich sagen, dass Meerforellen zu den Salmoniden gehören und demnach sehr empfindlich sind. Untermaßige Fische hakt man am besten noch im Wasser ab und befördert diese gar nicht erst in den Kescher. Muss man die Fische doch landen, um sie vom Köder zu befreien, so empfiehlt sich ein gummierter Kescher, der etwas härtere Maschen hat, damit sich die Forelle nicht in den Kescher einwickelt und das Schuppenkleid sowie die Schleimhaut nicht unnötig stark beschädigt werden. Um die Fische auch beim Biss möglichst wenig zu verletzen, ist es insbesondere während der kritischen Zeit, in der immer mit braunen Fischen gerechnet werden muss, ratsam, mit Einzelhaken zu fischen. Ist diese Zeit vorbei oder das Risiko kalkulierbar, nutze auch ich meistens Drillinge, um möglichst viele Bisse verwerten zu können.

Es soll ja auch Leute geben, die große und/oder blanke Fische mangels persönlicher Verwertbarkeit wieder zurücksetzen – ein Erinnerungsfoto soll es aber trotzdem geben. Um die Fische nach dem schnellen Foto gesund und munter zurücksetzen zu können, gibt es hier ein paar Tricks. Oftmals befinden sich im Strandbereich Abschnitte mit Blasentang. Hier lege ich meinen Kescher samt Forelle ab. Die Forelle liegt dann auf nassem Blasentang, der zugleich auch noch eine Polsterung bietet. Beim Halten des Fisches bitte KEINEN Kiemengriff machen, sondern wie beim Karpfenangeln den Fisch unter den Brustflossen stützen und entweder an der Afterflosse halten oder mit einem Schwanzwurzelgriff fixieren. Sollte der Fisch beim Fotografieren kurz zappeln, so reißt man ihm keine Kiemen auf und falls er im worst-case sogar herunterfallen sollte, dann auf weichen und nassen Blasentang und nicht auf Steine oder in den Sand. Allgemein gilt, dass Salmoniden sehr empfindlich sind. Daher ist sowieso immer oberste Vorsicht geboten. Das fängt damit an, dass die Hände vor dem Anfassen nass gemacht werden und endet damit, dass die Forelle (sofern sie überhaupt zurückgesetzt wird) schonend ins Wasser gesetzt wird und nicht meterweit über Steine und Blasentang geworfen wird – leider alles schon gesehen (…)

Meerforellen beim zurücksetzen schonend behandeln

Im zweiten Teil der Artikelserie „Leidenschaft Meerforelle“ werde ich euch meine favorisierten Angelruten und die vollständigen Setups bestehend aus Rute, Rolle und Schnur vorstellen. Neben den technischen Details findet ihr dort zusätzlich Informationen zu deren Einsatz am Wasser und den jeweiligen Vorteilen. Der Link wird bei Veröffentlichung hier eingepflegt. Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß am Wasser. Falls ihr Fragen habt, könnt ihr diese gerne per Kommentarfunktion unterhalb des Beitrags stellen.