Long Cast, Big Pop, Hard Strike – Die Erfolgsformel für Topwater GT!

Dieses Jahr ging es mit Andrees Expeditions mit dem Katamaran in den Norden Magagascars, genauer gesagt noch weit nördlicher als die bereits seit einigen Jahren berüchtigte Tour zur „Insel der Schmerzen“ namens Mitsio Island.

Anders als rund um Mitsio gibt es im Norden sehr flache Bereiche von 10-20 m, in denen sich tidenabhängig die GT tummeln und auf Jagd gehen. Auch die Randbereiche am Dropoff mit stark abfallenden Kanten sowie Unterwasserberge sind optimale Plätze, um große GT aus der Tiefe anzulocken. Es sind während der Touren von Andrees Expeditions schon diverse GT jenseits der 40 und 50 Kg gefangen worden. Doch anders als z.B. im Oman – dem wohl angesagtesten Revier für kapitale GT – muss man nicht den ganzen Trip über auf diesen einen Ausnahmefisch und Biss hinarbeiten (Schneidern gehört dort leider zum Tagesgeschäft): Es gibt auch viele kleinere GT im Bereich von 10-25 Kg, die zuvor noch keine Kunstköder gesehen haben und unbedarft „draufhämmern“.

Zum Anteasern vorab: Es war verhältnismäßig eine schwerere Woche, aber trotzdem sind 48 GT auf unseren beiden Booten gelandet und viele weitere im Drill ausgestiegen oder nicht richtig gehakt worden. Persönlich hatte ich 6 GT auf Popper und 2 GT auf Stickbait (und auch 4 GT beim Jiggen), dazu vor allem am ersten Tag viele Fehlattacken bzw. missglückte Hooksettings, da zum Einen mein Haken-Setup noch nicht perfekt war (zu kurze Assist Line) und zum Anderen die Erfahrung fehlte, wie man den Anschlag kraftvoll genug setzt.

Nördlich von Mitsio kommen letztendlich zwei Ködertypen zum Einsatz für die Angelei auf Giant Trevallies: Sinkende Stickbaits für bereits raubende GT und dicke Popper für noch anzulockende GT.

Long Cast, Big Pop, Hard Strike – Die Erfolgsformel für Topwater GT!

Daher habe ich nach ausgiebiger Recherche und Diskussionen mit Yukari-san von der Yamaga Blanks Factory zwei Ruten mit auf die Reise genommen, um diese ausgiebig auf Herz und Nieren zu testen: Zum Einen die Yamaga Blanks Blue Reef 80/8 Dual und zum anderen die Yamaga Blanks Blue Reef 710/10 Chugger.

Kurze Erklärung zur Namensgebung:

Yamaga Blanks = Hersteller
Blue Reef = Modell
710 bzw. 80 = Länge (7 Fuß 10 Inch = 2,47 m und 8 Fuß = 2,495 m)
8 bzw. 10 = Schnurklasse in PE (ca. 100 und 125 lbs)
Dual / Chugger = Typ (Dual = Stickbait und Popper, Chugger = Popper)

Stickbait-Set-Up

GT Köder, Stickbait

GT im Drill

  • Yamaga Blanks Blue Reef 80/8 Dual
  • Tailwalk Kuroshio 63HGX
  • GOSEN Jigging PE 8.0
  • Leader: Power Eye Tuna Pro # 60 / 200 lbs
  • Köder: GUNZ 180S
  • Haken hinten: ST-76 #4/0, ST-66 #4/0, ST-66BL #4/0
  • Haken vorne: VanFook PL-79 # 9/0

Popper-Set-Up

GT Köder, Popper
GT Spinnrute
GT Drill

  • Yamaga Blanks Blue Reef 710 Chugger
  • Tailwalk Kuroshio 63HGX
  • GOSEN Jigging PE 10.0
  • Leader: Power Eye Tuna Pro # 80 / 240 lbs
  • Köder: DEKA Drop Off Sounder
  • Haken hinten: ST-76 #5/0, GT-REX #5/0
  • Haken vorne: VanFook PL-79 # 9/0

Nach einer langwierigen Anreise, auf der wir unerwartet über 3 Stunden auf dem Rollfeld in Addis Abeba warten mussten bis zum Weiterflug nach Nosy Be, kamen wir nicht nur erst bei Dunkelheit in Madagaskar an, sondern auch während eines aufkommenden Gewitters. Die Überführungsfahrt in unserem späteren Angelboot mit 2×250 PS bis zum Katamaran fand bei tiefschwarzer Nacht statt, die nur durch Blitze aufgehellt wurde. Während wir zu Beginn noch vom Gewitter auf dem Festland wegfuhren und die seitlich verzweigten Blitze durchaus schön anzusehen waren, kamen wir im Laufe der vierstündigen Fahrt auch selbst in Unwetter mit Regen, Blitz und Donner. Zwischenzeitlich war ich unsicher, ob ich diese Zeilen überhaupt noch schreiben werde. Aber als die windgeschützte Bucht mit den Katamaranen in Sichtweite kam, war alles vergessen. Schnell geduscht und vor der ersten Nacht auf dem Katamaran noch was gegessen und den Bobbin Knotter rausgeholt!

Zusammen mit Andreas Knausenberger habe ich am ersten Abend noch die Rollen auf den Ruten montiert und den jeweils passenden Schock Leader montiert, damit es am nächsten Morgen ohne Verzögerungen losgehen konnte. Vor dem Frühstück wurden dann noch die einzelnen Popper und Stickbaits mit Haken bestückt, denn wir waren natürlich heiß wie Frittenfett auf die ersten GT!

Auch wenn jeder seine eigene Meinung und Vorlieben bzgl. der Haken hat, so hat sich bei mir bereits vor der Reise die Idee durchgesetzt, vorne mit einem Einzelhaken an Assist Line und hinten einem Drilling zu angeln, sowohl bei den Stickbaits als auch den Poppern. Das System hat sich während dieser intensiven Woche auch bewährt und herausgestellt, dass die Assist Line ruhig etwas länger sein kann, damit der Einzelhaken beim Biss frei schwebend eingesaugt wird und dann beim Anschlag sauber im Mundwickel hängen bleibt.

GT angeln vom Boot

Nach dem Frühstück wurde die Gruppe auf beide Boote verteilt und los ging es! Bereits nach wenigen Seemeilen hatten wir die ersten Spots erreicht und es konnte kaum besser losgehen. Schon nach kurzer Zeit sahen wir große Füsiliere Schwärme mit ihren gelben Rücken an der fast spiegelglatten Oberfläche auftauchen, auch wenn keine raubenden GT zu sehen waren. Ich griff instinktartig zu meinem Tailwalk Gunz 180S in Farbe „Sea Lemon“, der die Füsiliere in meiner Vorstellung perfekt imitierte. Und unter so einem Köderfischschwarm muss doch was stehen, oder?

GT auf Stickbait gefangen

Zum Glück wurde meine Köderwahl bereits beim ersten oder zweiten Wurf an der Yamaga Blanks Blue Reef 80/8 Dual mit einem harten Biss belohnt. Der sinkende GUNZ wird nach dem Auswerfen um die 10 Sekunden absinken gelassen und dann jeweils mit Doppelschlägen zum Sliden animiert. Mein erster GT hakte sich zum Glück fast von selbst und der erste Schockmoment ala „Hilfe, was mach ich denn jetzt?“ mündete direkt in einen aufregenden, aber zugegeben kurzen Drill, der mit meinem ersten GT in den Händen belohnt wurde! Auch meine beiden Mitangler konnten schnell erste GT fangen, bis der Füsiliere-Schwarm abtauchte und aus unserem Sichtfeld verschwand.

Also griff ich zur Yamaga Blanks Blue Reef 710 Chugger und einem Popper mit großem Cup (5,5 cm Durchmesser), um die GT wieder nach oben zu locken. Im Gegensatz zu den Stickbaits wird diese Angelei schnell zur harten Arbeit. Sowohl das Werfen als auch die Köderführung dieser Poppergröße verlangt dem Körper einiges ab, vor allem wenn die Schultern und Arme lange Zeit nur noch die Computermaus bewegen mussten…zum Glück hatte ich einen neuen Kampfgurt dabei, der neben der primären mittigen „Kampfposition“ (für Kreuzschlitz-Endkappen) auch noch links und rechts eine Abstellfläche für die gummierten Griffenden anbietet. Hier kann man die Rute auch bequem während dem Poppern abstellen, um den Druck der Rute auf die Hüfte zu verlagern und nur noch aus dem rechten Arm heraus die Rute zu führen. Für den Anschlag und Drill hat man dann ebenfalls die richtige Startposition, denn bereits bei den GT auf Stickbait machte sich schnell bemerkbar, dass die Überführung der Rute in den Gimbal bei laufender Bremse reichlich Probleme bereiten kann.

GT Angeln mit Stickbaits, Topwater

Auf die Popper kamen schnell die ersten Bisse, doch leider konnte ich nicht alle Fische haken und manche stiegen im Drill nach wenigen Sekunden wieder aus. Vermutlich gingen diese Bisse alle auf den Kopf und somit meinen Einzelhaken, der durch die zu kurz gewählte Assist Line nicht richtig eingesaugt werden konnte. Denn der erste gelandete GT hing ausschließlich am Drilling und hier hatte ich wahrlich Glück, denn beide Sprengringe – sowohl vorne am Köder als auch hinten am Drilling – waren komplett aufgebogen. Ich hatte meinen Koffer am ersten Abend noch nicht komplett entleert und die 250 lbs und 300 lbs Sprengringe nicht gefunden, daher ersatzweise die 170 lbs verwendet und dachte, das würde schon reichen. Aber die im Drill entwickelte Kraft eines GT ist wirklich unvorstellbar und das waren kleine Fische von ca. 15 Kg! Einen größeren GT hätte ich mit Sicherheit verloren und mich maßlos geärgert. Für den Rest des Tages montierte ich auf die Schnelle also zusätzliche Sprengringe und fischte dann 2 x 170 lbs ohne Probleme, am Abend tauschte ich die Sprengringe dann natürlich gegen die dafür vorgesehenen Größen aus. Und auch die Assist Line wurde verlängert, so dass der Einzelhaken bei den nächsten Fischen sauber im Maulwinkel fassen konnte.

Topwaterangeln mit Popper
GT auf Oberflächenköder
Großer GT auf Popper

Der erste Tag ging für mich mit 3 gelandeten GT und 4-5 weiteren Bissen zu Ende. Die folgenden Tage hatten wir leider einen Wetterumschwung und unruhige See, so dass es schwierig war noch Köderfische zu lokalisieren. Primär kam daher die Chugger mit dicken Poppern zum Einsatz, um auf Plateaus stehend ins tiefere Wasser zu fischen und hier die Räuber anzulocken. Und die richtig dicken GT kamen tatsächlich aus dem Nichts und unverhofft. Der größte GT an meiner Kombo ging bei unserem Mate Jean-Claude, den wir aufgrund seiner kraftvollen Würfe nur noch „Van Damme“ nannten, ans Band. Zu dieser Zeit waren alle anderen von uns am Jiggen, weil wir eigentlich nicht mehr an den Topwaterspots unterwegs waren. Aber dieser GT, der auf Sicht gebissen hat und laut Schätzung über 40 Kg gehabt haben soll, schlitzte leider nach kurzem brachialem Drill aus, worüber sich Jean-Claude am meisten ärgerte. Ich ärgerte mich eher, den Popper aus der Hand gegeben zu haben…

Die nächsten Tage wurde daher ziemlich konstant durchgepoppt, bis auch die letzte Muskelfaser übersäuert war. Dabei gab es letztendlich 3 Faktoren für den Erfolg:

1. Long Cast

Klar, das kennen wir auch vom Barschangeln. An viele Spots kann man gar nicht nah genug heranfahren und wenn man GT aus dem Tiefen anlocken will, ist jeder Meter „Blasenspur“, die der Popper (oder besser: mehrere Popper im Team parallel geworfen) hinter sich herzieht, Gold wert. So wird natürlich auch perfekt eine Gruppe Köderfische imitiert, die Räuber an- und bis zum Boot bzw. der Wurfdistanz locken. Um weit zu werfen, sollte das Ködergewicht natürlich zum Wurfgewicht der Rute passen und die Schnur so dünn wie nötig sein. Leider sind beim GT-Angeln in Riffnähe aber PE 8.0-10.0 notwendig, so dass der hohe Schnurdurchmesser generell Wurfweite kostet. Wenn dann auch noch Popper mit großen Cups zum Einsatz kommen, deren Aerodynamik an einen aufgespannten Fallschirm erinnert, sind die Voraussetzungen für weite Würfe per se schlecht. Also muss sich die Rute umso mehr aufladen, damit man diese Nachteile kompensieren kann und auf die gewünschten Wurfweiten von wenigstens 50-70 m kommt. Mit den Yamaga Blanks Ruten ist man bereits gut gerüstet, denn im Gegensatz zu anderen Ruten auf unserem Boot (die trotzdem in der gleichen Preisklasse spielen oder sogar teurer waren) luden diese sich sehr gut auf. Dabei sollte aber der Popper fast auf voller Rutenlänge „baumeln“ und aus der laufenden Bewegung, also die Rute in einer Bewegung nach hinten führen und direkt auswerfen ohne die Rute beim Überkopfwurf hinten pausieren zu lassen, beschleunigt werden. Für den „Extra-Kick“ ist es sinnvoll, dass der Popper bei der Ausholbewegung sogar ins Wasser eintaucht und durch den Wasserwiderstand die Rute noch weiter auflädt. Tipp: Übt das Werfen mit eurer Kombo bereits zu Hause am See! Egal, ob andere Angler euch doof anschauen oder die Hechte einen Herzinfarkt bekommen: Eure Angelstunden in Übersee sind zu kostbar, um hier das Werfen zu Üben. Wenn die GT rauben, müsst ihr Einsatzbereit sein.

2. Big Pop

Großer Popper, großer Plop – kleiner Popper, kleiner Plop. Diese Faustregel stimmt zwar im Allgemeinen, aber durch die richtige Technik kann die erarbeitete Wasserfontäne und analog das Plopgeräusch um ein vielfaches größer werden. Bei den gefühlt tausenden Würfen in Mitsio haben sich für mich drei klare Punkte ergeben, die zum Feintuning einladen:

a) Die Köderposition im Wasser, sprich die Ausgangslage des Poppers in der Ruhephase. Der Kopf sollte natürlich komplett aus dem Wasser schauen und relativ senkrecht stehen, um ausreichend „Luft“ für die Luftblase einsammeln und ins Wasser pressen zu können. Probleme können hier auftreten, wenn der Holzpopper durch Risse bereits zu viel Wasser gesaugt hat oder die verwendeten Haken zu schwer sind. Vor allem bei kleinen Poppern haben sich die dickdrahtigen 5/0 Drillinge schlichtweg als überdimensioniert herausgestellt, mit dünneren 4/0 Drillingen lief der Popper wieder sauber. Also schaut euch die Ruheposition des Poppers erst einmal im Wasser an, bevor ihr auswerft und kontrolliert es nochmals, falls die Aktion des Köders nachlässt.

b) Der richtige Zeitpunkt, um den Popper zu schlagen. Zum Einen müsst ihr natürlich einen Rhythmus finden, um das wechselseitige Schnureinholen durch die Kurbelumdrehung mit dem Schlagen der Rute in Einklang zu bringen, damit die Schnur beim Poppen gestrafft ist – dafür bedarf es auch eine hoch übersetzte Rolle, damit eine Kurbelumdrehung ziemlich genau den Schnurverlust einer Popbewegung ausgleicht. Mit zu langsam übersetzen Rollen müsste man mehr als einmal kurbeln, was zu Problemen in der Koordination führt. Zum Anderen müsst ihr die Wellen beobachten. Wenn der Popper auf dem Wellenkamm steht, wird er einfach aus der Welle gerissen ohne ein sichtbares Plop zu hinterlassen. Wenn ihr den Popper aus dem Wellental in die nächste Welle reinschlagt, hinterlässt er hingegen einen großen Splash. Also lieber kurz pausieren und nochmal kurbeln (falls der Köder auf euch zutreibt und die Schnur erschlafft) als Kraft für einen nutzlosen Pop zu verschwenden.

c) Die Rutenbewegung als solches ist natürlich ebenfalls ausschlaggebend für die Größe eurer Splash-Fontäne. Wenn ihr die Rute nur mit dem Bizeps wie eine Kurzhantel zu euch zieht, wird auch der größte Popper keine reichweitenstarke Luftblase erzeugen. Ihr könnt deutlich mehr Energie an euren Köder übertragen, wenn ihr den ganze Oberkörper einsetzt, insbesondere natürlich auch die Schulter. Mit meiner eigenen Bewegung bin ich ab dem zweiten Tag zwar gut klar gekommen, aber die Splashs von unserem „Van Damme“ spielten in einer eigenen Liga. Jean-Claudes Bewegungsablauf war wortwörtlich rund, denn der rechte Führungsarm zog die Rute in einer kreisförmigen Bewegung hinter die Schulter. Zugegeben, eine Woche Mitsio reichten nicht, um diese Methode zu adaptieren. Aber: Übung macht den Meister! Also gebt euch nicht mit jedem Plopp zufrieden, da geht sicher noch mehr.

3. Hard Strike

Ihr habt weit geworfen, mit großen Fontänen die GT angelockt, aber sie bleiben nicht am Haken hängen? Dann solltet ihr – wenn das Haken-Setup als solches stimmt – an eurem Hook-Setting arbeiten. Wie bereits geschrieben, habe ich die ersten Bisse auf Popper allesamt vermasselt. Die Problematik ist, dass ihr den Köder samt Haken zu allererst in Position rücken und dann auch noch den meist sehr dickdrahtigen Haken ins harte Trevally Maul befördern müsst. Da reicht ein zaghafter Anschlag natürlich nicht aus und auch ein Selbsthaken ist trotz schneller erster Flucht unwahrscheinlich. Der Köder sitzt zwar vermeintlich bombenfest, wird aber nur durch den starken Anpressdruck des Kiefers gehalten, nicht vom Haken. Eigentlich habe ich da nur drei Tipps:

Erstens: zu hart geht nicht. Habt keine Angst, dass ihr den Köder durch einen zu harten Anschlag aus dem Maul reißt und den Fisch verliert. Entweder er hängt erst nach dem harten Anschlag oder ihr hättet ihn sowieso verloren.

Zweitens: doppelt hält besser. Mit einem Anschlag ist es nicht getan, ihr müsst in der Regel 2-3 x anschlagen, damit der Haken wirklich sitzt. Meine Theorie: Da der GT den Köder teils quer im Maul festhält, muss man diesen beim ersten Anschlag erst einmal in Position bringen, damit bei Anschlag zwei und drei die Haken Halt finden.

Drittens: Die Rute muss irgendwo gekontert werden. Insbesondere bei Bissen auf Stickbaits oder beim Poppern kurz vor dem Boot (wenn die Rute fast waagerecht geführt wird), aber auch nach einem ersten Run auf Distanz (wenn der GT die Rute nach unten gezogen hat) ist es unheimlich schwer, überhaupt einen Anschlag zu setzen und die Rute gegen den vollen Bremsdruck nach oben zu reißen. Damit das funktioniert, muss der Rutengriff irgendwo gekontert werden. Also klemmt euch das Buttend irgendwo in die Leiste, den Gimbal oder zwischen die Beine. Aber wenn das Rutenende frei in der Luft steht, habt ihr kaum eine Chance.

Dieses Mantra (Long Cast, Big Pop, Hard Strike!) wurde auch zum spaßigen Schlachtruf auf unserem Boot und heizte uns trotz Schmerzen weiter dazu an, die Köder mit vollem Elan gen Horizont zu werfen. Und es wurde zwischendrin immer wieder belohnt durch einzelne GT und auch andere Spezies wie Barrakuda und andere Travellie-Arten attackierten regelmäßig die Popper.

Erfolgreich auf GT Angeln

Damit sich das nicht nur wie Theorie anhört, anbei noch das Video dazu! Viel Spaß beim Anschauen und natürlich Ausprobieren. Für die nächsten Touren bei Andrees Expeditions sind noch Plätze frei, schaut mal rein:

https://www.andrees-expeditions.de/index.php/de/madagaskar-katamaran

Forellenblinker: Hotspots & Köderführung

Das praktische an der Angelei mit Spoons ist, dass man bei der Köderführung im Grunde genommen nichts falsch machen kann. Ein guter Forellenblinker fängt irgendwie immer, selbst wenn er gegen die Strömung über die Oberfläche surft. Und wenn doch irgendetwas katastrophal falsch laufen sollte, sieht man es. Ich denke, niemand würde einen Spoon 30 Sekunden auf dem Gewässergrund liegen lassen.

Allgemein kann ich jedem raten – nicht nur bei Spoons, sondern bei allen Kunstködern – sich vor dem ersten Wurf das Laufverhalten der Spoons im Wasser vor den Füßen anzuschauen. Wie schnell sinkt der Forellenblinker ab? Wie stark flankt er? Wie verhält er sich bei Twitches? Wie schnell/langsam kann ich ihn führen, dass er noch verlockend läuft? Das alles sind meine Überlegungen zu jedem neuen Spoon. Denn egal wie viele ähnliche Spoons ich schon von einer Form hatte, jeder hat irgendeine Eigenheit im Laufverhalten, die man ihm einfach nicht ansieht.

Deswegen versuche ich euch im letzten Teil meiner Artikelserie Forellenangeln mit Spoons einen groben Einblick über die verschiedenen Formen und in meinen Augen passenden Führungstechniken zu geben. Bleibt flexibel und probiert auch vollkommen verrückt klingende Sachen aus!

Formen vs. Köderführung

Bereits in meinem Einführungsartikel „Forellenangeln mit Spoons. Das kleine Japanblinker 1×1“ habe ich euch die vier häufigsten Spoonformen vorgestellt. Im Endeffekt ist es vollkommen egal, wie ihr die Formen bezeichnet.

Grundsätzlich gilt: Je breiter und großflächiger ein Spoon ist, desto mehr Wasserwiderstand hat er und wird beim Fallen/Absinken mehr gebremst. Paradebeispiel hierfür sind Forellenblinker mit einer Blattform. Diese eignen sich deshalb besonders für ein langsames und extrem flaches steady-retrieve („stumpfes Einholen“). Durch das langsame Absinken ist die Blattform mein Liebling für die Taumeltaktik.

Dabei zittern wir beim langsamen steady-retrieve über die feine Spitze in die Schnur und lösen ein Wackeln, Taumeln, Drehen und Zittern aus. Öfter mal ein Spin-Stop einlegen und das langsame Absinken des Spoons mit der Taumeltaktik garnieren. Da hält keine Forelle lange am Platz aus. Wichtig dabei ist, die Rute steil nach oben zu halten. Erstens haben wir hierbei einen Schnurbogen, der durch das Wippen beim Zittern mit der Rutenspitze den Spoon nochmals animiert und zweitens sehen wir oft den Biss durch ein vehementes Durchwippen der Schnur.

Schmale, längliche Spoons haben dagegen nur eine geringe Fläche und haben deshalb wenig Wasserwiderstand. Diese sinken fix ab und lassen sich schnell führen, ohne dabei sofort die Wasseroberfläche zu durchbrechen. Neben dem schnellen steady-retrieve eignet sich diese Form super für das zügige Twitchen und Jiggen durchs Mittelwasser.

Sowohl die Tropfen- als auch die Rautenform sehe ich als abgewandelte Formen der beiden eben angesprochenen. Je nach Ausprägung bzw. Abwandlung von der Grundform eignen sich diese daher, mal mehr mal weniger, für die gleichen Führungsmethoden. Dies kann man jedoch nicht in der Theorie vorhersagen, sondern muss es in der Praxis am Wasser testen. Klar ist mit Sicherheit, dass ein leichter Spoon nur langsam absinkt und sich nicht so schnell führen lässt und vice versa, aber das wisst ihr ja.

Nymphentechnik

Forellenblinker: Hotspots & Köderführung - Nymphentechnik

Im Sommer zieht es Salmoniden gerne in sauerstoffreiches und kälteres Wasser. Dieses finden wir im Bach in flachen, schnellen Rauschen und überall dort, wo es sprudelt. Kein einfaches Spielfeld für einen leichten Spoon, aber auch hier gibt es eine Möglichkeit, welche ich mir bei den Fliegenfischern abgeschaut habe: das Nymphenfischen. In der Hoffnung, dass kein Fliegenfischer mitliest und auf die Gefahr hin, dass ich, wenn doch, wahrscheinlich gesteinigt werde, behaupte ich mal, dass wir im Grunde genommen nichts anderes machen. Gut, wir haben komplett verschiedenes Tackle und gehen irgendwo einer anderen Philosophie nach, die Führung ist aber ähnlich.

Wir platzieren uns vorsichtig direkt an der Rausche und schlenzen unseren Spoon flussauf. Mit hoch gehaltener Rute und kurzer Schnur folgen wir dem Spoon durch die Rausche ohne ihn zu animieren. Das macht nämlich die Strömung von alleine. Fast alle Spoons sind so leicht, dass sie nicht bis zum Grund kommen. Meistens brauchen wir nicht mal werfen und fischen so Stück für Stück die Rausche ab.

Zu leicht sollte der Spoon nicht sein und in den meisten Fällen ist sowohl die schmale (sinkt zu schnell, keine Animations-Angriffsfläche für die Strömung) als auch die Blattform (zu viel Angriffsfläche, sinkt fast gar nicht) nicht geeignet für diese Technik.

Mit Spoons lässt es sich super experimentieren und wahrscheinlich kann man dazu noch viele weitere Artikel schreiben. Ich hoffe, ich konnte euch hier zusammen mit dem Einführungsartikel „Forellenangeln mit Spoons. Das kleine Japanblinker 1×1“ einen Rahmen schaffen und ein paar Ideen mit auf den Weg ans Wasser geben. Zum Abschluss meiner Spoon-Artikelserie wünsche ich Euch einfach viel Spaß mit den kleinen japanischen Löffelblinkern.

Tight lines,
Robin

Forellenblinker richtig montieren. So laufen Spoons perfekt!

Im Grunde genommen gibt es hier nicht übertrieben viel zu sagen. Die ganze Montage von Hauptschnur bis hin zum Snap ist definitiv kein Hexenwerk, dennoch gibt es ein paar Dinge, auf die man achten sollte.

Die Wahl der richtigen Hauptschnur

Hier scheiden sich die Geister. Für was man sich im Endeffekt entscheidet ist meiner Meinung nach Geschmackssache und Gewohnheit. Ich zum Beispiel fische zu 99% Geflochtene Schnüre (PE). Das liegt daran, dass ich es vom klassischen Raubfischangeln einfach so gewohnt bin. Ich möchte den direkten Kontakt zum Köder nicht mehr missen. Nicht immer bekommt man den vorsichtigen Biss in der Rausche mit, wenn man den Spoon mit einem kleinen Schnurbogen in der Monofilen durchtreiben lässt.

Weiterhin ist mein kleiner Bach stark zugewachsen und so landet früher oder später der Spoon mal im Baum. Mit einer PE habe ich durch die fast nicht vorhandene Dehnung etwas mehr Möglichkeiten den Spoon zu befreien. Außerdem kann ich so die Forelle besser von Hindernissen fernhalten. Und zugeben muss ich auch: Die intensiv grüne Farbe der Tailwalk Peewee sieht gepaart mit einer schicken Rolle und den Holzeinlagen der Tailwalk Troutia schon mächtig stylisch aus!

Die einzige Situation, in der auch ich Monofile als Hauptschnur verwende, ist das Fischen am glasklaren See. Hier kann man große, scheue Fische durch eine auffällige Schnur verscheuchen. Richtig ist auch das Argument, dass man mit einer Monofilen die Schläge, Fluchten und Sprünge besser abpuffern kann. Deswegen ist es immer wichtig, die Kombo entsprechend aufeinander abzustimmen. So finde ich es passend, eine harte Rute mit einer Monofilen zu kombinieren und dementsprechend eine weichere Rute mit einer Geflochtenen. In beiden Fällen sollte die Tragkraft aber bei mindestens 2,5 kg liegen.

Wie in allen meinen Niederschriften vorher, empfehle ich auch hier beim Forellenangeln ein Fluorocarbon-Vorfach. Vor allem beim Fischen am Bach auf wilde Naturfische würde ich niemals etwas anderes fischen. Große, natürlich abgewachsene Fische können entgegen der Meinung der meisten Angler scharfe, kleine Zähne haben. Attackieren sie den Köder vehement und erwischen die Schnur in einem unglücklichen Winkel, sind sie in der Lage selbst dünnes FC zu kappen. Je nachdem wie groß die zu erwartenden Fische sind würde ich mindestens ein 0,20 mm Vorfach vorschalten. In Ausnahmesituationen – z.B. große Fische und viele Hindernisse – greife ich selbst bei Spoons zu einem 0,35er Fluorocarbon.

Welche Knoten nutze ich?

Forellenblinker mit Knoten montieren. Welchen Knoten verwende ich?

Das ist wirklich die leichteste Aufgabe beim Forellenangeln mit Spoons. Dieser kleine Abschnitt soll keine ausführliche Knotenfibel werden und im Internet und in diversen Foren kursieren bereits die schönsten Bindeanleitungen in Bild oder Videoform. Für die Verbindung von Hauptschnur und Vorfach gibt es für mich schon seit Längerem nur noch den FG-Knoten. Er ist einfach super dünn und ermöglicht es problemlos den Knoten selbst durch Micro Guides zu werfen. Knote ich den Spoon direkt an das Vorfach verwende ich den Rapala-Knoten, der dem Spoon alle nötigen Freiheiten lässt, sein Spiel zu entfalten. Und schalte ich einen Snap davor oder ist ein Sprengring montiert, nutze ich hauptsächlich den Clinchknoten.

Spoons leben von Freiheit!

Haben sie mehr Bewegungsfreiheit, zeigen sie ein lebhafteres Spiel. Nutzt man diesen Satz als Orientierung und beachtet Kleinigkeiten, kann man allein durch die Anköderung das Spiel des Spoons wissentlich beeinflussen.

Einige forellenblinker werden mit Sprengring, andere nur mit Loch im Blatt geliefert. Mir persönlich gefällt die Ausführung mit standartmäßigem Sprengring besser, da man dem Spoon hierdurch eine Stufe mehr an Bewegungsfreiheit schenkt. Zu beachten ist, dass sich Snap und Rapala-Knoten sehr ähneln. Beide schenken dem Köder viel Bewegungsfreiheit. Vorteil des Snaps ist es, dass man den Köder schnell wechseln kann, Vorteil des Rapala-Knotens ist seine Unauffälligkeit.

Wann sollte man einen Snap verwenden, und wann nicht?

Das bleibt im Endeffekt, genau wie alles andere, euch überlassen. Ich nutze Snaps immer dann, wenn ich oft zwischen Spoons oder gar zwischen Hardbait und Spoon wechsle und ihm ein sehr lebhaftes Spiel ermöglichen möchte. Durch das dauernde Knoten verliert man viel Zeit und man verschleißt immer wieder ein Stück Fluorocarbon. Fische ich über längeren Zeitraum den gleichen Spoon, möchte ihn lebhaft animieren und dabei unauffällig bleiben, benutze ich den Rapala-Knoten.

Welche Snaps nutze für die Montage meiner Forellenblinker?

Forellenblinker mit Snaps montieren. Welche Snaps verwende ich?

Bei Spoons mit Sprengringen greife ich lieber zu kleinen Snaps. Perfekt eignet sich hier der Decoy Round Snap (Gr. 00). Durch den standartmäßig montierten Sprengring ist auch mit einem kleinen Spoon eine große Bewegungsfreiheit gegeben. Ist hingegen kein Sprengring vormontiert, nutze ich eher größere Snaps wie den Decoy Egg Snap (Gr. 1).

Früh in der Saison kann es manchmal noch bitterkalt sein. Damit man nicht mit gefrorenen, gefühllosen Fingern den Minisnap aufwurschteln muss, kann man zum Decoy Spiral Snap (Gr. 0) greifen. Dieser muss nicht verschlossen werden, sondern man kann den Spoon wie bei einer Kulifeder herausdrehen.

Hier findest Du das passende Angelzubehör für die richtige Montage deiner Forellenblinker im Nippon-Tackle Shop. Eine riesige Auswahl japanischer Spoons haben wir hier für dich zusammengestellt: Forellenblinker.

Tight lines,
Robin

Angeln auf Rapfen – Köder und Methoden

Ich liebe das sommerliche Angeln auf Rapfen! Die Fische sind durch ihre oberflächennahen, explosionsartigen Raubzüge oft leicht zu lokalisieren und die Bisse sind auf Sicht einfach der Wahnsinn! Trifft man einen großen Trupp während einer Fressphase an, kann es oft ganz schnell gehen und man hat mehrere Fische auf der Habenseite. Im Fressrausch scheint dann alles zu funktionieren – Hauptsache, es bewegt sich blitzartig durch das Wasser.

Frühsommerliche Rapfen sind unfangbar!?

Oft habe ich bereits erzählt bekommen, dass Angler stundenlang im Schwarm standen, dabei allerdings ohne Biss blieben. Die Rapfen schienen dann einfach unfangbar. Dies hielt ich zu mindestens an meinem Gewässer für einen Mythos und machte mir nicht weiter groß Gedanken darum. Dies änderte sich jedoch diesen Frühsommer: Am Spot angekommen, zeigte sich durch mehrere Platscher bereits ein großer Schwarm Rapfen an einer Sandbank.

Freudig montierte ich einen meiner bewährten Stickbaits und ab die Post. Normalerweise bleibt dieser in solchen Phasen keine zwei Würfe unberührt, heute interessierten sich die Rapfen aber nicht für ihn. Auch ein Ministickbait brachte nicht den gewünschten Erfolg. Nachdem ich bald meine komplette Box durchprobiert habe, fing ich langsam an zu verzweifeln.

Selbst auf meinen geliebten Rigge-Wobbler gab es keinen Kontakt. Wenige Zentimeter neben meinen Köder rauben die Rapfen, aber mehr als ein argwöhnisch blickender Nachfolger war mir nicht vergönnt. Ich erinnerte mich an die Erzählungen und stellte fest: auch an meinem Gewässer gibt es die „unfangbaren Rapfen“. Ich finde mich ungern damit ab, an der Nase herumgeführt zu werden.

Die Wende beim Rapfenangeln

Meine Sicht auf die Situation änderte sich schlagartig, als mein Kumpel einen kleinen Brutfisch, nicht länger als ein Daumen, am Wobbler hatte. Kurz darauf sahen wir sie dann auch im Wasser. Es waren so viele, dass es zu Beginn nicht auffiel. Abertausende, quietschfidele Brutfische, welche sich am Leben erfreuten und noch nicht wissen, dass bis Ende des Sommers nur ein Bruchteil von ihnen überleben wird.

Die Rapfen nutzen hier eine sehr effektive Taktik, in dem sie wie ein Torpedo in den Brutfischschwarm schießen. Ihr Ziel ist es, die Fische zu verletzen, irritieren und durch die Verwirbelungen zu einer leichten Beute zu machen. Fast immer sieht man wenige Sekunden später Rapfen buckeln. Hierbei sammeln sie dann die verwirrte Beute auf.

Ziel war es nun genau solch kleine verwirrte Brut zu imitieren, welche für die Rapfen eine leichte Beute darstellen. Sie müssen unsere Köder also nur noch aufsammeln. In den letzten Tagen am Wasser kristallisierten sich dabei zwei Methoden als fängig, welche ich im Folgenden kurz vorstellen möchte.

Mit Spoons auf Rapfen angeln?!

Forellenblinker als Rapfenköder - läuft!

Als ich einen kleinen Forellenspoon in meiner Tasche fand, gab es endlich vermehrt Nachläufer und einige vorsichte Anfasser. Schräg stromauf geworfen lasse ich den Köder mit hochgehaltener Rute und lockerem Schnurbogen mit der Strömung auf mich zu treiben. Mit langsamen Kurbelumdrehungen muss man hierbei den Kontakt zum Köder halten und die lose Schnur aufnehmen. Die Bisse merkt man durch ein leichtes Wippen in die Schnur, da die Rapfen den Spoon einfach nur im vorbeischwimmen einatmen. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Spoon im 90° Winkel zur Strömung zu werfen und ihn mit Spannung auf der Schnur gegen die Strömung auf sich zu treiben zu lassen.

Für diese Fischerei eignen sich eher strömungsstarke Bereiche, denn sind die kleinen Kunstwerke noch so schön, im Klaren, ruhigen Wasser lässt sich ein erfahrener Rapfen davon „keinen Spoon aufbinden“. Geeignete Spoons hierfür besitzen eine flache Form und sollten nicht zu schwer ausfallen. Maximal 2-3 cm klein und mit einem Gewicht zwischen 1-3 g passt in den meisten Fällen sehr gut. Hier muss man am Wasser einfach etwas rumprobieren und nach Wind, Strömung und Wurfweite den passenden Spoon finden.

Getwitchte Brut – Rapfenangeln mit dem Split Shot & Carolina Rig

Rapfen am Split Shot Rig

Die Technik, die bei mir ab dem ersten Wurf vollstes Vertrauen genoss, ist der Flash J 1.5“ am Rig. Hier für eignen sich besonders das Carolina-Rig und das Split-Shot-Rig. Bei leichter Strömung tendiere ich zum Split-Shot-Rig.

Hierfür wird einfach ein Quetschblei circa 30 cm oberhalb des Köders direkt auf das FC-Vorfach gequetscht. Mehr ist es nicht, ganz easy und vor allem unauffällig, wie es nur die freie Leine besser kann.

Der Nachteil allerdings liegt im geringen Gewicht. Meistens werden Quetschbleie nicht schwerer als 2 g angeboten. Somit erreichen wir keine weit entfernten Spots, denn quetschen wir mehrere Bleie hintereinander wird das ganze auffällig und durch den höheren Luftwiderstand blöd zu werfen.

Flash J Slim am Split Shot Rig - das perfekte Brutfischimitat

In diesem Fall eignet sich das Carolina-Rig besser, denn Bullets gibt es mittlerweile in vielen Gewichten aus Tungsten, was das ganze nur minder auffälliger macht als das Split-Shot-Rig. Auf das erste FC-Vorfach (ca. 1,5 m per FG-Knoten mit der PE verbunden) wird ein Bullet und ein kleiner Gummistopper als Knotenschutz aufgezogen.

Danach folgt ein Pitzenbauerring und das eigentliche FC-Vorfach, welches solang gewählt wird, wie man das Bullet vor dem Köder haben möchte. Der kleine Flash J imitiert die frische Brut einfach perfekt und wird auf einen Singlehook gezogen, welche per Rapala-Knoten ans Vorfach verbunden wird.

Eine Glasperle kann man optional nach dem Bullet schalten. Allerdings verzichte ich bewusst darauf, da ich an viel befischten Gewässern die Erfahrung gemacht habe, dass die Rapfen Geräusche wie Rasseln oder Klickern meiden.

Die Rigs werden in stärkerer Strömung stromauf geworfen und dann mit Zupfern in die lockere Schnur langsam eingeholt oder auf sich zu treiben gelassen. Bei ruhigem Wasser führt man sie am besten langsam mit oder gegen die Strömung getwitcht (ansonsten würden sie zu tief laufen).

Wichtig ist es, zwischendurch immer wieder Pausen einzulegen, in denen der Köder erst unter der Oberfläche weitergetrieben wird und dann dem Bullet langsam in die Tiefe folgt.

Meine Angelausrüstung zum Rapfenangeln

Angelausrüstung zum Rapfenangeln

Im Gegensatz zum Twitchen mit Wobblern, bei dem man meistens kurze Ruten verwendet, kommen bei den eben vorgestellten Methoden Längere zum Einsatz. Geeignet hierfür sind Ruten zwischen 230-270 cm mit einem Fast Taper, wobei die Länge mit der Entfernung des Spots zunehmen sollte. Die Vorteile liegen auf der Hand: erstens hat man mit einer längeren Rute eine höhere Wurfweite, zweitens – und m.M.n. am wichtigsten – kann man mehr Schnur von der Wasseroberfläche in die Luft nehmen.

Dies macht die Bisserkennung und Köderkontrolle um einiges leichter, als wenn die Schnur durch verschiedene Strömungen mehrfach geschlängelt wird. Weiterhin kann man die Schnurspannung erhöhen und der leichte Köder sinkt langsamer ab. Trotz der leichten Köder sollte das Wurfgewicht je nach Gewässergegebenheiten, z.B. Strömung und Hindernissen, zwischen 15-30 g liegen, um auch dicken Rapfen jenseits der 70 cm ordentlich Paroli bieten zu können. Denn oft sind es genau die Kapitalen, welche sich jetzt mit verwirrten Brutfischen ohne hohen Energieverbrauch den Bauch vollschlagen.

Die Rolle sollte mit dünner PE (0.8-1.0) bespult werden, um einerseits eine hohe Wurfweite zu erreichen und andererseits auch vorsichtige Bisse zu erspüren. Bei argwöhnischen Rapfen und klarem Wasser empfiehlt sich ein zwei Meter langes FC-Vorfach in der Stärke zwischen 0,23-0,30 mm. Der Köder wird direkt per Rapala-Knoten am Vorfach befestigt, um unnötige, sichtbare Störfaktoren auszuschließen.

Bei beiden Techniken sollte ein stabiler Einzelhaken mit großem Hakenbogen genutzt werden. Hierfür kann es nötig sein, den standartmäßig montierten Singlehook der Spoons gegen einen neuen umzurüsten. Drillinge sollten möglichst vermieden werden, da ein langsam umhertaumelndes Fischen von den großen Futterluken einfach eingesaugt werden kann. Ein Einzelhaken fasst daher sehr sicher und bei anständiger Spannung im Drill kann man auch auf den Widerhaken verzichten.

Rute: Tailwalk Moonwalker EG86M-ti
Rolle: Daiwa Caldia
Hauptschnur: Tailwalk Peewee 1.0
Vorfach: Toray Excellent 0,28 mm
Bullet Weights: DEKA Tungsten Bullet Weight Worm
Einzelhaken: VanFook SP-41Zero, SP-41MB
Soft Baits: Fish Arrow Flash J Slim 1.5, Mukai Yamame Spoon

Den Wind vom Problem zur Hilfe machen

Auch wenn es sich im ersten Moment komisch anhört, aber bei dieser Methode kann der Wind Fluch und Segen zugleich sein. Durch die leichten Köder haben wir bei moderatem Wind ein großen Schnurbogen, welcher in jedem Fall die Köderkontrolle und Animation in hohem Maße behindert. Doch wenn es nicht gerade stürmt, können wir ihn auch nutzen.

Kommt der Wind gegen die Strömungsrichtung bremst der Schnurbogen den Köder ab und er wird knapp unter der Oberfläche gehalten. So bleibt er dauerhaft im Sichtfeld der Rapfen, welche bekanntlich nach oben rauben und schaut aus wie ein verwirrter Fisch, der chancenlos versucht, gegen die Strömung anzukämpfen.

In diesem Fall müssen wir uns um die Animation des Köders nicht kümmern. Viel mehr besteht unsere Aufgabe nun darin, mit einem Auge die lose Schnur unter Kontrolle zu haben und mit dem anderen Auge auf den Köder zu schielen. Den Biss erkennen wir bei dieser Bedingung nämlich ausschließlich durch Sichtkontakt. Dann heißt es schnell 2-3 Meter Schnur einzuholen und den Anhieb zu setzen.

Bei zu starkem Wind haben diese Techniken allerdings ihre Grenze erreicht, das sollte jedem klar sein.

Fazit

Angeln auf Rapfen - Robin, Team Nippon-Tackle

Diese Fischerei macht einfach unglaublich Spaß, da man bei jedem Wurf aufs Neue total überzeugt ist, dass dieses Mal der Biss kommen muss. Allerdings muss man sich von vornerein darüber im Klaren sein, dass es immer noch sehr frustrierend sein kann. Denn unter Tausenden Brutfischen eine realistische Imitation zu sein, hat Vorteile für den Schwarm.

So bleibt es eine anstrengende und ausdauernde Angelei bis der Köder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und der große Silbertorpedo den Flash J genüsslich unter der Oberfläche einschlürft!

Übrigens: Wie alle Cypriniden sind auch Rapfen keinesfalls dafür geeignet per Kiemengriff präsentiert zu werden. Ein beherzter Griff an die Schwanzwurzel ist hier definitiv angebracht! Erst so macht auch LetGo.LetGrow einen Sinn! Und jetzt ab ans Wasser!

Hart aber Fair – Angeln in Holland mit Sebi & Stefan

Ich stehe ja drauf Erlebnisse und Tripps mit einem kurzem Titel oder Motto zu beehren, wenn sie es verdient haben. Der letzte Angeltrip von Stefan und mir hat sich einen solchen schwer verdient und geht seitdem nun unter dem Topic “Hart, aber fair” in die Schubladen der Erinnerungen.

Angeln in Holland (1)

4 Tage Holland heißt: 2 Tage 100% Fischen, 2 Tage An- und Abreise mit 40-50% Fischen. Die Anreise verlief zum Glück entspannt und sehr zeitig konnten unsere Baits ins Flachwasser und an die Kanten fliegen. Zielfisch Dickbarsch Zusatz Zetti, so der Plan! Doch irgendwie lief es wieder einmal nicht so wie geplant.

Angeln in Holland (2)

Erst Driften und Stunden nix. Flach, tief, Kante, Jig, Dropshot, Spinnerbait, Crank … Wir leierten alles durch, was irgendwie Sinn machte, ohne großartige Erfolge verzeichnen zu können. Ein guter Zetti snackte sich den 4,5 Inch Flash J im Flachwasser weg … Glückstreffer, den wir nicht zur Regel machen konnten!

Angeln in Holland (3)

Da wir kurzfristig den Tripp geplant hatten, waren die meisten Unterkünfte schon belegt und wir kamen mit mehr oder minder Glück nur noch in einem B&B unter. Daher brachen wir den Anreisetag dann auch schon zeitig ab, um noch zu humanen Uhrzeiten bei der Gastfamilie einzutreffen und alles zu klären. Die Pläne wurden geschmiedet und da ich fertig von Fahrt und frühem Aufstehen war, entschlossen wir uns den Samstag etwas Zeit zu lassen, das Frühstück zu genießen und dann lang in den Abend hinein zu fischen.

Angeln in Holland (4)

Gesagt getan, nach einem Megafrühstück, waren wir erst gegen halb 10 auf dem Wasser und wiederholten das Spiel vom Vortag. Stefan wechselte irgendwann auf Big Baits und konnte damit mehr und mehr Aktivität verbuchen. Einige Nachläufer und Fehlbisse später war dann der erste 94iger Fisch im Boot. Das war schon mal ok. Ich hingegen eierte weiter durch die Tackleboxen auf der Suche nach irgend etwas, das mir die Dickbarsche ans Band bringen würde … Erfolglos!

Personal Best: Hecht mit 1,18 m

Ein brachialer Anschlag begleitet von einem “BÄHM” riss mich aus meiner Gedankenwelt und beim Blick zur Seite war die 5oz Fullrange einfach nur krumm und die multicolored Schnur kannte nur den Weg gen Wasser. “Das ist die Mutti. Ich hab den Biss gesehen …” Ein sehr spannender Drill mit starkem Gegner endete mit einem Jubelschrei, als ich den Hecht in den Kescher buchsieren konnte. Neuer PB für Stefan 1,18 m geballte Power. Wenig Frequenz, aber dafür gute Fische.

  • Hechtangeln in Holland (1)
  • Hechtangeln in Holland (2)
  • Hechtangeln in Holland (3)
  • Hechtangeln in Holland (4)
  • Hechtangeln in Holland (5)
  • Hechtangeln in Holland (6)

Wir stoppelten den Tag dann -hier noch Schniepelzetti und dort Schniepelhechte – zusammen. Waren aber von der massiven Anzahl an Fehlbissen und Nachläufern eher Niedergeschlagen. (Zumindest ich, Stefan war mit neuem PB alles egal :))

Tag drei: Ich hatte nun auch die Big Bait-Kombo am Start -es machte für uns einfach am meisten Sinn und verzeichnete die meiste Aktion! Erneut Fehlbisse, Nachläufer & co. Ein brachialer Biss zerfetzte mir förmlich den Bait, der Fisch wollte aber nicht hängen bleiben.

Stefan stellte nach Fehlbiss Nummer 5 auch fest, dass ein Drilling an einem 23er Bait, zwar fair ist, aber das ganze zu einer wahrlich harten Angelei macht. Aber naja, auch ich mit meinen zwei Drillingen am System konnte die Fische nicht Landen.

Kurze Strecke machen mit Hardbaits an der Kante einer Hafenmole brachte dann den ersten guten Fisch für Stefan. Punktlandung auf 100cm und nach Kescherverlust Stress pur für mich bei Wind, Wellen und ohne Frontmotor im Ankerlock die Handlandung anzusetzen.

Angeln in Holland (6)

Dann weiter Big Baits werfen. Irgendwann musste ja einer Hängen bleiben und so war das Glück auch mir etwas hold, 90cm für mich. Lange nicht das Ziel, aber immerhin ein schöner Fisch! Der Wind wurde immer stärker und stärker und wir kämpften weiter mit kleinem Boot und großen Baits. Wind, Kälte im Sonnenschein … Zander Nachläufer … Fehlbisse … die Hechtmutti für mich nach 2 Sekunden Drill und Sichtung verloren … ebenso noch Rutenbruch und der Kescherverlust am Morgen, machten uns irgendwann mürbe. Mit leichtem “es hätte mehr gehen können” Gefühl im Bauch gingen wir vom Wasser.

Angeln in Holland (7)

Am letzten Tag nochmal früh raus, nochmal ein Versuch auf Barsch an den Kanten und im Flachen. Danach kurz Bigbaiten, vielleicht noch etwas Abgreifen. Dann nach Hause. So der Plan. Die Kante brachte für mich meinen kleinsten Hollandbarch mit ~20cm und danach gab es nur noch eine lange Nase. Schneidertag zur Abreise und doch zufrieden.

Wir hatten uns die paar Fische hart erarbeitet und teils sehr fair gefischt und über Zettis auf 23iger Baits und Jerks die Köpfe geschüttelt. Unseren Rekord in “Brückenzetti-Vertikalen” auf 3 Minuten verkürzt und einen PB geknackt. Die Chance einen Ausnahme Fisch für mich zu fotografieren, bestand oft, aber das letzte Quentchen Glück (oder Können) fehlte diesmal.

Also… werde ich wieder kommen :)

Angeln in Holland (8)